Die Cash and Carry Strategie ist eine Arbitrage Strategie, bei der Anleger von Preisunterschieden zwischen dem Spotmarkt und dem Terminmarkt profitieren.
Dabei wird ein Vermögenswert am Kassamarkt gekauft und gleichzeitig ein entsprechender Terminkontrakt verkauft, um von der Preisdifferenz zu profitieren.
Diese Strategie wird häufig von institutionellen Anlegern genutzt, um risikoarme Gewinne zu erzielen. Sie ist besonders im Rohstoffhandel und auf den Finanzmärkten beliebt.
Wie funktioniert die Cash and Carry Strategie?
Die Cash and Carry Strategie basiert auf einer einfachen Arbitrage-Idee: Ein Anleger kauft einen Vermögenswert am Kassamarkt (z. B. eine Aktie, einen Rohstoff oder eine Kryptowährung) und verkauft gleichzeitig einen entsprechenden Futures Kontrakt mit demselben Vermögenswert.
Der Gewinn entsteht, wenn der Preis des Futures höher ist als der aktuelle Spotpreis plus die Finanzierungskosten (z. B. Lagerkosten oder Zinsen).
Der Anleger hält den Vermögenswert bis zur Fälligkeit des Terminkontrakts und liefert ihn dann zum vorher vereinbarten Preis aus.
Die Strategie in drei Schritten:
Kauf des Vermögenswerts am Kassamarkt (z. B. Kauf einer Aktie oder eines Rohstoffs wie Gold).
Verkauf eines Futures-Kontrakts mit demselben Basiswert und einem späteren Liefertermin.
Halten des Vermögenswerts bis zur Fälligkeit des Futures, um von der Preisdifferenz zu profitieren.
Beispiel:
Angenommen, Gold kostet heute am Kassamarkt 1.900 € pro Unze, während ein Future mit Lieferung in drei Monaten bei 1.950 € gehandelt wird.
Ein Trader kauft Gold für 1.900 € und verkauft gleichzeitig den Future für 1.950 €. Nach drei Monaten liefert er das Gold aus und verdient die Differenz von 50 € pro Unze abzüglich Kosten.
Beispiel für eine Cash and Carry Strategie in der Praxis
Um die Cash-and-Carry-Strategie besser zu verstehen, betrachten wir ein konkretes Beispiel aus der Praxis, das sich auf den Rohstoffhandel bezieht.
Praxisbeispiel: Arbitrage mit Rohöl
Ein Investor beobachtet die Preisunterschiede zwischen dem Spotmarkt und dem Futures-Markt für Rohöl:
- Aktueller Spotpreis für Rohöl: 70 € pro Barrel
- Futures Preis für dasselbe Rohöl in sechs Monaten: 75 € pro Barrel
Schritte der Strategie:
Kauf des Rohöls: Der Investor kauft Rohöl für 70 € pro Barrel am Kassamarkt.
Absicherung durch einen Futures Kontrakt: Gleichzeitig verkauft er einen Futures Kontrakt mit Lieferung in sechs Monaten zu 75 €.
Lagerung und Finanzierungskosten: Er berücksichtigt die Kosten für Lagerung und Finanzierung (z. B. 2 € pro Barrel für sechs Monate).
Lieferung bei Fälligkeit: Nach sechs Monaten liefert er das Rohöl gemäß dem Futures Vertrag für 75 € aus.
Gewinnberechnung:
- Verkaufspreis durch den Future: 75 €
- Kaufpreis am Kassamarkt: 70 €
- Lager- und Finanzierungskosten: -2 €
- Reingewinn: 3 € pro Barrel
Diese Strategie funktioniert besonders gut in Märkten mit stabilen oder vorhersehbaren Preisstrukturen.
Sie wird oft von Hedgefonds und institutionellen Anlegern genutzt, um von risikofreien Gewinnen zu profitieren.
Vorteile der Cash and Carry Strategie
Die Cash and Carry Strategie bietet einige bedeutende Vorteile, insbesondere für Anleger, die nach risikoarmen Arbitragemöglichkeiten suchen.
Hier sind die wichtigsten Vorteile im Überblick:
Risikoarme Gewinne
Da die Strategie auf einer abgesicherten Arbitrage beruht, sind die Risiken im Vergleich zu spekulativen Handelsstrategien relativ gering.
Durch den gleichzeitigen Kauf des Basiswerts und den Verkauf eines Futures-Kontrakts wird das Marktrisiko weitgehend eliminiert.
Planbare Rendite
Die Gewinnmarge ergibt sich aus der Preisdifferenz zwischen dem Spotmarkt und dem Futures-Markt. Diese Differenz ist bei Vertragsabschluss bereits bekannt, sodass der Anleger eine vorhersehbare Rendite erzielt.
Keine Spekulation auf Marktbewegungen
Bei vielen Handelsstrategien spekulieren Anleger auf steigende oder fallende Preise.
Die Cash-and-Carry-Strategie hingegen basiert auf einer sicheren Preisdifferenz, was sie zu einer attraktiven Option für konservative Investoren macht.
Einsatz in verschiedenen Märkten möglich
Diese Strategie ist nicht auf eine bestimmte Anlageklasse beschränkt. Sie kann in verschiedenen Märkten eingesetzt werden, z. B.:
- Rohstoffmärkte (z. B. Gold, Silber, Öl)
- Aktienmärkte (z. B. Arbitrage mit Dividendenaktien)
- Kryptowährungen (z. B. Bitcoin-Futures vs. Spotmarkt)
Schutz vor Inflation
Da Vermögenswerte physisch gehalten werden, kann die Cash-and-Carry-Strategie in inflationsreichen Zeiten eine wertsichernde Wirkung haben, insbesondere bei Rohstoffen wie Gold oder Öl.
Risiken und Herausforderungen der Cash-and-Carry-Strategie
Obwohl die Cash-and-Carry-Strategie als risikoarme Arbitrage-Strategie gilt, gibt es dennoch einige Herausforderungen und Risiken, die Anleger berücksichtigen sollten.
Hohe Kapitalbindung
Um diese Strategie erfolgreich umzusetzen, muss der Anleger den Vermögenswert physisch kaufen und bis zur Fälligkeit des Futures Kontrakts halten. Dies führt zu einer Kapitalbindung, die für kleinere Anleger ein Hindernis sein kann.
Lagerungs und Finanzierungskosten
Besonders bei Rohstoffen wie Öl oder Getreide können Lagerkosten erheblich sein.
Auch Finanzierungskosten (z. B. Zinsen für Kredite) müssen berücksichtigt werden, da sie die Gewinnspanne verringern können.
Marktveränderungen und Liquiditätsrisiko
- Falls sich der Futures-Markt plötzlich ändert (z. B. durch neue regulatorische Vorgaben oder unerwartete wirtschaftliche Ereignisse), kann sich die Strategie als weniger profitabel erweisen.
- In illiquiden Märkten kann es schwierig sein, den Vermögenswert oder den Futures Kontrakt schnell und zu einem günstigen Preis zu handeln.
Risiken durch Short-Position im Future
Da die Strategie auf einem Verkauf eines Futures basiert, könnte eine unvorhergesehene Verzögerung in der Lieferung oder ein Kontrakt Rolling (Verlängerung des Futures) zu unerwarteten Kosten führen.
Steuern und Regulierungen
Gewinne aus Arbitragegeschäften können je nach Land steuerpflichtig sein.
Anleger sollten sich über steuerliche Auswirkungen und mögliche regulatorische Einschränkungen im jeweiligen Markt informieren.
Unterschied zwischen Cash-and-Carry und anderen Arbitrage Strategien
Die Cash and Carry Strategie ist eine spezielle Form der Arbitrage, doch es gibt weitere Arbitrage-Strategien, die Anleger nutzen, um von Preisunterschieden zu profitieren. Im Folgenden werden die wichtigsten Unterschiede erklärt:
Cash and Carry vs. klassische Arbitrage
Merkmal | Cash-and-Carry-Arbitrage | Klassische Arbitrage |
---|---|---|
Grundprinzip | Kauf eines Vermögenswerts und gleichzeitiger Verkauf eines Futures-Kontrakts | Ausnutzung von Preisunterschieden zwischen zwei oder mehr Märkten |
Haltedauer | Mittelfristig (Wochen/Monate) | Kurzfristig (Sekunden bis Stunden) |
Risikoprofil | Gering, aber Kapitalintensiv | Gering, oft erfordert es schnellen Handel |
Beispiel | Kauf von Gold am Spotmarkt und Verkauf eines Gold-Futures | Kauf von Bitcoin an einer Börse und sofortiger Verkauf an einer anderen Börse zu einem höheren Preis |
Cash and Carry vs. statistische Arbitrage
Die statistische Arbitrage basiert auf mathematischen Modellen und nutzt historische Preisbewegungen, um profitable Handelsstrategien zu entwickeln.
Cash-and-Carry: Hat eine einfache Struktur mit festgelegten Parametern.
Statistische Arbitrage: Erfordert komplexe Algorithmen und nutzt Korrelationen zwischen verschiedenen Wertpapieren.
Cash and Carry vs. Risikolose Arbitrage (Risk Free Arbitrage)
Cash and Carry:
Die Gewinne hängen von der Preisdifferenz zwischen Kassamarkt und Futures Markt ab und beinhalten oft Lager oder Finanzierungskosten.
Risikolose Arbitrage:
Nutzt sofortige Preisunterschiede zwischen zwei Märkten und kann ohne jegliche Kapitalbindung durchgeführt werden (z. B. durch Hochfrequenzhandel).
Cash and Carry vs. Merger Arbitrage
Bei der Merger Arbitrage spekuliert ein Anleger darauf, ob eine geplante Unternehmensfusion oder Übernahme tatsächlich zustande kommt.
- Cash and Carry: Eine abgesicherte Strategie mit festen Preisdifferenzen.
- Merger Arbitrage: Hohe Risiken, da die Übernahme scheitern kann.
Für wen eignet sich die Cash and Carry Strategie?
Die Cash and Carry Strategie ist nicht für jeden Anleger geeignet, da sie hohes Kapital, einen gut strukturierten Handelsansatz und ein gewisses Maß an Marktkenntnissen erfordert.
Hier sind die Investorengruppen, die am meisten von dieser Strategie profitieren können:
Institutionelle Anleger und Hedgefonds
Diese Strategie wird oft von Hedgefonds, Banken und Investmentfirmen genutzt, da sie über ausreichend Kapital verfügen, um große Positionen aufzubauen.
Sie haben Zugang zu günstigen Finanzierungsmöglichkeiten und können Lager und Verwaltungskosten optimieren.
Professionelle Trader und Arbitrageure
Trader, die sich auf Arbitrage-Strategien spezialisiert haben, können von den Preisdifferenzen zwischen Spot und Futures Märkten profitieren.
Sie haben oft Zugang zu High-Frequency-Trading (HFT) oder algorithmischen Handelsstrategien, die Arbitrage-Möglichkeiten schnell erkennen und ausnutzen.
Rohstoffhändler und Unternehmen
Unternehmen, die mit Rohstoffen handeln (z. B. Öl-, Gold- oder Agrarkonzerne), nutzen die Cash and Carry Strategie, um Preisrisiken zu minimieren.
Sie können Rohstoffe physisch lagern und durch den Verkauf von Futures Preisschwankungen absichern.
Kryptowährungs Investoren
In den letzten Jahren hat sich die Strategie auch in Kryptomärkten etabliert.
Viele Investoren nutzen Cash and Carry, indem sie z. B. Bitcoin am Spotmarkt kaufen und Bitcoin Futures verkaufen, um von Preisunterschieden zu profitieren.
Aufgrund der hohen Volatilität der Kryptomärkte gibt es oft größere Preisdifferenzen, was diese Strategie besonders lukrativ macht.
Für wen ist die Strategie weniger geeignet?
Privatanleger mit wenig Kapital, da eine hohe Anfangsinvestition erforderlich ist.
Kurzfristige Trader, die schnelle Gewinne anstreben, da diese Strategie oft über mehrere Wochen oder Monate läuft.
Investoren ohne Zugang zu günstigen Lager oder Finanzierungsmöglichkeiten, da hohe Nebenkosten die Rendite verringern können.
Schlussfolgerung: Ist die Cash and Carry Strategie eine gute Wahl?
Die Cash and Carry Strategie ist eine bewährte Methode zur Arbitrage, die es Anlegern ermöglicht, durch die Preisdifferenz zwischen dem Spotmarkt und dem Futures Markt risikoarme Gewinne zu erzielen.
Sie eignet sich besonders für institutionelle Investoren, professionelle Trader und Rohstoffhändler, die über ausreichend Kapital und Infrastruktur verfügen.
Wann ist die Cash-and-Carry-Strategie sinnvoll?
Wenn ein deutlicher Preisunterschied zwischen Spot und Futures Markt besteht.
Wenn der Anleger über genügend Kapital verfügt, um den Vermögenswert zu kaufen und zu halten.
Wenn Lager und Finanzierungskosten niedrig sind und die Arbitrage-Marge nicht aufzehren.
Wenn ein Anleger eine risikoarme, planbare Rendite bevorzugt.
Wann ist sie weniger geeignet?
Für Privatanleger mit wenig Kapital, da die Strategie oft hohe Investitionen erfordert.
In illiquiden Märkten, wo das schnelle Kaufen und Verkaufen von Vermögenswerten schwierig sein kann.
Bei hohen Finanzierungskosten, die die Gewinnspanne drastisch reduzieren.
Fazit
Die Cash and Carry Strategie bietet eine der sichersten Methoden, um von Arbitragemöglichkeiten zu profitieren.
Sie erfordert jedoch eine gründliche Planung und Kapitalbindung.
Für institutionelle Anleger und spezialisierte Trader kann sie eine hervorragende Strategie sein, um konstante Gewinne zu erzielen.
Für kleinere Privatanleger sind andere Arbitrage-Methoden möglicherweise besser geeignet.